M. Johannis Plavius - Lehr=Sonnette
Weil menschliche natur durch sünde thun geschwächt ist /
Vnd jhr die sünden lust / vnd wesen dieser welt /
Mehr als des Herren weg vnd was er wil / gefällt /
So lange noch ein mensch durch sünd ein sünden knecht ist /
So lange thut sein zorn auch nicht was für Gott recht ist.
So lang ein mensche noch von eitelkeiten hält /
So lang er die vernunft nach den begierden stellt
So lange hasst sein zorn / was für Gott recht vnd schlecht ist.
Drümb hüte dich / der zorn beraubet die vernunft:
Zerüttet vns den witz; verwüstet das gemüthe;
Verheeret den verstand; verderbet das geblüthe;
Entmenscht den menschen gantz; verstöst jhn in die zunft
Der wilden thiere hin: er macht des menschen willen
Des Satans willen gleich / vnd läst sich nichtes stillen.
Wer Christum liebt / der sol nicht leichtlich schweeren
Vnd muss er ja / so denck er allezeit /
Der alles hört / der hör auch seinen eid.
Drümb sol er sich an keinen menschen kehren /
Wenn man jhn dringt (der vnwarheit zu wehren)
Einn eyd zu thun: jhn mache weder neid /
Noch hass / noch gonst der warheit vnbereit:
Er schweere nicht zu wieder Gottes ehren.
Wer leichtlich schweert / dem ist nicht viel zu trawen:
Wer fälschlich schweert / verleugnet seinen glauben /
Vnd ist nicht werth / daß er ein Christe heisst.
Wer sich nu nicht mit schweeren wil beschweren /
Der richte nur den eid zu Gottes ehren /
Den er zustewr der warheit thut vnd leistt.