M. Johannis Plavius - Lehr=Sonnette
Der stirbt einn doppeln tod / der an der erden klebet /
Gleich wie das tumme vieh / vnd nicht eins recht bedenckt /
Wo durch / wenn hie sein leib in d erde wird versenckt /
Sein arme seele dort mit Gott im himmel lebet.
Der aber lebet wol / des geist im himmel schwebet /
Weil er auf erden ist: der sich gen himmel lenckt /
Wenn er der sünd abstirbt / so lang jhn sünde tränckt /
Der nach der seelen heil durch leibes vnfall strebet.
Drümb mensche / lebe dem / der dir zum leben gab
Sein leben in den tod / vnd seinen leib in s grab /
So lange du noch hier im todes leben schwebest /
Vergiss des todes nicht / denck immer an das grab
Vnd stirb / eh du noch stirbst / den eitelkeiten ab /
Daß du nach diesem tod in jenem leben lebest.
Wer seinen Gottesdienst nach Gottes wort bestellt
Vnd wer mit höchstem fleiß nach jenem leben strebet /
Wer / wie ein Christe sol / nach Gottes willen lebet /
Vnd wer so lang er lebt / des Herren wege hält /
Der liebt / was göttlich ist vnd hasset diese welt /
Vnd weil sein hertze nicht an eitelkeiten klebet /
Als welchs am himmel schon durch waren glauben schwebet /
So macht er sich bereit zu gehn / wenn s Gott gefällt
Den weg der ewigkeit. Er weiss wol daß sein leben
Jn seiner macht nicht ist. Vnd weil s jhm Gott gegeben /
So weiss er auch / das er s jhm selbst nicht nehmen sol.
Drumb / so du durch den tod das leben wilt ererben
So lebe / wie du solt / vnd warte mit dem sterben.
Bis daß es Gott gefällt / so stirbst du recht vnd wol.