M. Johannis Plavius - Lehr=Sonnette
Wie kanst du dich so vberflüßig kleiden
Vnd treiben pracht / du fauler erdenklooß?
Da vnterdes der arme nackt vnnd bloß /
Als wie ein wurm / muss frost vnd kälte leiden.
Wie bist du doch so schrecklich vnbescheiden?
Wie denckst du nicht an den genaden schooß /
Den Lazarus (nach dem er frey vnnd looß
Den leib quittiert) besitzt mit trost vnd frewden:
Was schadt es jhm hie nackt gewesen seyn?
Was hilffet dort den reichen in der pein
Sein purpurkleid sein prangen pracht vnd pralen?
Drumb kleidst du dich / so kleide Christum auch /
Bist du ein Christ. Das ist der Christen brauch.
Er wird es dir mit gnad vnd danck bezahlen.
Jst denn dein wildes hertz auß hartem stahl vnd eisen /
Daß du den hungrigen / der dich in seiner noth
Mit krancker stimm ersucht / nur vmb einn bissen brodt
Mit vngestümme dich nicht schämest abzuweisen.
Da doch der fromme Gott dich mildiglich zu speisen
Nit vnterlassen hat. Wer nun in hungers noth /
Den nähsten nicht verlässt / den wird / nach dem der tod
Jhn hingerissen hat / das lebens=brod selbst preisen.
Wer nu das himmel=brod / im himmel zugeniessen
Auf erden sich befleisst / vnd lässet sich verdriessen
Daß brodt der sterblichkeit zu brechen / wem er sol /
Der hat gar weit gefehlt. Jhm sol der Herre speisen
Vnd geben himmelbrodt / vnd er wil nicht beweisen
Durch irrdisch brodt / was Gott befielet recht vnd wol.