M. Johannis Plavius - Lehr=Sonnette
Du sagest wol viel zu / wenn du dich hast besoffen /
Vnd hältst hernachmal nichts / viel worte gibst du zwar /
Die lädig seyn an that / daß macht dein hertz ist gar
Verschlossen durch den geitz / vnd keiner tugend offen.
Wer zusagt vnd nicht hält / der hat noch nie getroffen /
Worauf er fälschlich zielt / man gläubt jhm nit ein haar.
Denn / was ein solcher spricht / das wird doch selten waar.
Er sagt gewisse zu vnd läst vergeblich hoffen.
Wer ehr vnd tugend liebt / sagt lieber nichtes zu /
Was er nicht halten kan / so läst man jhn mit ruh
Als einen biederman in seinen sachen walten.
Drumb / hast du zugesagt / so halt auch als ein mann
Vnd siehe weder nutz noch schaden hierinn an.
Was ehrlich zugesagt / das sol man redlich halten.
Hat man dir guts gethan / so lass dich nicht verdriessen
Dein danckbares gemüth in worten / in der that /
Jn aller freundlichkeit zuzeigen früh vnd spat /
So wirst du mit der zeit der gutthat mehr geniessen.
Der vndanckbare stoltz muss oftmals schweerlich büssen /
Sein vnerkäntlichkeit / man springt mit that vnd rath /
Eim solchen nicht mehr bey / der vnerkäntlich bat.
Man wird ein andermal für jhm das hertze schliessen.
Wilt du nu / daß man dir in deiner noth vnd zwang
Hinfort mög hülflich seyn / so gib nicht stanck für danck /
Dem der dir gutes thut / du thust dir selber schaden.
Wo man ein danckbar hertz an wort=vnnd werck=en spürt /
Da thut ein Christe gern wz sich zu thun gebürt /
Jn summa danckbarkeit ist mancher last entladen.