M. Johannis Plavius - Lehr=Sonnette
Schawt deiner augen liecht zu sehr auf dieser erden
Auf das / was fleischlich ist / vnd was den geist verstört /
So solt du (bist du der / so Christum angehört)
Ja deines leibes liecht nicht finster lassen werden.
Welchs denn gewiss geschieht / wo garstigen gebärden
Dein aug ergeben ist. Darumb / wie Christus lehrt /
Reiss solch ein aug heraus / so wirst du nicht verseert.
Vnd bleibest onverrückt ein schaf aus Christi herden.
Wer nu die vnzucht wil aus seinem hertzen wehren /
Der sol sein auge bald von solchen dingen kehren /
Dadurch man böses thut / vnd giebet bösen schein /
Wer anders thut verräht sein augen bösen thaten /
Vnd wird hinwiederumb hernach durch die verrahten /
Die seines hertzen schutz vnd wächter solten sein.
Wer zucht vnd ehrbarkeit mit gottes forcht erkohren /
Der leyet seyn gehör eim faulen schwätzer nicht.
Wer aber sein gehör auf faul geschwetze richt /
Der hat schon gute zucht und ehrbarkeit verlohren /
Er hat der bösen brunst vnd vnzucht schon geschworen /
Er ist der geilheit schon ergeben vnd verpflicht.
Sein innerlicher mensch liegt todt=kranck an der gicht /
Jhm ist in böser brunst schon glaub vnd lieb erfroren.
Bist du ein Gottesmensch / vnd liebest seine zucht /
Hat dich sein werther geist im worte new geboren /
So hast du garstigkeit vnd vnzucht schon zuvoren /
Wie billich / abgelegt / dir ist die böse lust /
Mit aller schandbarkeit ein gräwel in den ohren /
Ein keusch gemüte läst ein faules maul den thoren.