M. Johannis Plavius - Lehr=Sonnette
Ein Christe mag sich wol in seinem Gott erfrewen /
Wenn er / was jhm der Herr in gnaden hat beweist /
Mit danckbarkeit bedenckt: wenn man den höchsten preist /
Daß er / sich seiner kirch in güte zubezeigen /
Jst eingedenck gewest: wenn er der seinen schreyen
Genädig hat erhört: wenn jeder sich befleisst
(Der Gott vnd Christum liebt) der frewde / die der geist
Jm hertzen=tempel macht / denselben einzuweyhen.
Drümb / wo man sich im Herrn erfrewt vnd frölich ist
Vnd du zu solcher frewd auch eingeladen bist /
So thu / so viel du kanst / die frewde zu vermehren.
Vnd bist du gleich betrübt / weil es dir übel geht /
So halt dennoch an dich / dieweil es übel steht
Mit eigner trawrigkeit / gemeine frewde stöhren.
Wenn jeder trawrig ist / so wil sich s nicht gebühren /
Daß du dich lustig machst: dein süsser lautenklang
Jst doch zu solcher zeit nichts denn ein ohren=stanck:
Wenn jederman den leib mit kleidern aus zu zieren
Für leid vergessen hat / so stell auch dein stoltzieren
Vnd jubilieren ein: dein lieblicher gesang
Erjagt bey trawrigen dir weder lob noch danck:
Des nähsten schmertz vnnd leid sol auch dein hertze rühren.
Der Herr / eh denn er noch des Vaters reich empfieng
So bald er jemand sah / dem s etwan übelgieng /
Des nam er sich bald an vnd klaget jhn mit schmertzen.
Bist du nu Christi glied / vnd liebest seine schmach /
So folg auch deinem Herrn in diesem stücke nach /
Vnd nim des nähsten leid vnd vngemach zu hertzen.