M. Johannis Plavius - Lehr=Sonnette
Wer einen lamen leitt / der lernet von jhm hincken /
Vnd wen ein blinder führt / der tappet auch wie er /
Vnd was man auch nicht wil das lernt man vngefähr /
Wer einen drincker liebt / der lernet von jhm drincken:
Wer einen stinckbock streicht / dem muss die hand wol stincken:
Mist macht zu mist vnd koth / stanck kömmt vom stincken her:
Was erst gesellschaft war / wird bald her nach begehr:
Ein fauler wiedehopf macht manchen losen sincken.
Drumb seh ein jeder zu zu wem er sich geselle /
Auf wen er seine gonst vnd stete kundschaft stelle /
Vnd mache nicht alsbald mit jedem brüderschafft.
Drumb wer gesellisch ist / geselle sich zur tugend
So wird er nichtverderbt. Denn was man in der jugend
Sich angewehnet hat / das bleibet vest vnd hafft.
Wer sich mit seel vnd leib / dem Herren hat ergeben /
Der nimmet=was Gott giebt für gut vnd willig=an /
Er weiss wol / was Gott thut ist gut vnd wolgethan.
Gefällt es Gott / daß er sol an der erden kleben
Vnd bleiben klein vnd ring in diesem kurtzen leben /
So stillet er sein hertz: im fall jhn Gott die bahn
Der sterne treten heisst / so thue er s ohne wahn.
Gott mach es wie er wil / er wird nicht wiederstreben:
Bist du nu Gottes kind / so lass dir auch gefallen /
Was Gott wil / vnd du must: er weist den seinen allen /
Ein frommes vaterhertz / er meint es immer gut.
Drümb / wenn dirs glücklich geht / so dancke Gott mit frewden;
Wo nicht / so dulde dich / vnd bet in deinem leiden.
wer weiss / was Gott an dir zu seiner zeit noch thut.