M. Johannis Plavius - Lehr=Sonnette
Wer seine junge zeit nicht läst vorüber traben /
Vnd ist darauf bedacht / was jhm begegnen kan /
Der legt die zarten jahr in ehr vnd tugend an.
Es ist ein edel ding an einem jungen knaben
Vnd vieles lobens werth / was guts gelernet haben.
Konst bringet vnverhofft oft manchen dahin an /
Dahin noch neid noch gonst hintreffen kan die ban.
Jn wachem fleiss vnnd konst liegt mancher schatz begraben.
Wer derowegen lust zu ehr vnd tugend hat /
Weil noch die jugend blüht / vnd dencket früh vnd spat /
Wie er / wenn er erwächst mit Gott sich mög erneeren /
Der meide müssiggang / vnd liebe steten fleiß /
Er hasse süssen schlaf / vnd liebe sauren schweiß
Vnd lasse sich mit fleiss in seiner jugend lehren.
Wer jederman gebürend ehr erzeiget /
Wie billich ist / den liebet jedermann /
Man lobet jhn als einen biedermann /
Man bleibet jhm gewogen vnd geneiget.
Wen aber noch die demut nicht bebeüget /
Der hält von sich / vnd siehet keinen an /
Darumb / wer nicht einandern ehren kan /
Der ist noch nicht der tugend eingeweihet.
er ist ein holtz / zwar stoltz / doch vngehobelt /
Vnd wär er auch beluchset vnd bezobelt /
So gucken doch die langen ohren aus.
Drumb bist du klug / so folge meiner lehre /
Gib jederman / wie dir gebühret / ehre.
Ein Christen hertz ist aller tugend haus.