Biographisches zu Plavius
Über Plavius als Mensch ist nichts bekannt. Die wenigen Daten, die man vom ihm hat oder zumindest zu haben glaubt, sind seinen dichterischen Werken entnommen: So der Geburtsort, Neuhausen oder Plauen in Thüringen, den man aus seinem Namen abgeleitet hat1. Man vermutet, dass Plavius dort um 1600 geboren wurde2. Diese Ansicht wurde allerdings nicht immer vertreten. Vor Manheimer waren einige Philologen der Ansicht, dass Plavius aus Danzig stamme3. Neben seinem Beinamen lassen jedoch auch sprachliche Eigenarten in seinen Werken auf eine mitteldeutsche Herkunft schließen.
Ende 1624 wird Plavius durch erste Epithalamien in Danzig fassbar. 1626 nennt er sich erstmalig Magister, was insofern verwunderlich ist, als Danzig über keine Universität verfügte, er diesen akademischen Grad folglich auch nicht dort erworben haben konnte. Stekelenburg hat in den Matrikeln der Universität Frankfurt/Oder für das Wintersemester 1621 einen "Johannes Plavius Tyrigotanus" gefunden4. Doch verwundert es, dass Plavius seine Akademische Würde erst fünf Jahre später offenlegt.
Akademiker war Plavius ganz gewiss. Wir wissen von Michael Albinus, dass er als Privatlehrer tätig war. Albinus berichtet in seinen Lebenserinnerungen (den Personalia) von "M. Johannes Plavii Institution"5. Der Unterricht des Plavius war demnach hauptsächlich eine Vermittlung von "Fundament und Grund in der Lateinischen Sprache", also Grundlagenunterricht in lateinischer Sprache. Plavius betrieb vielleicht sogar eine der kleinen, halboffiziellen Lateinschulen, die mit den städtischen Lateinschulen in Konkurrenz gerieten und vom Senat daher besonders kritisch beäugt wurden. Man nimmt an, dass Plavius die nötige pädagogische Lizenz durch seine Logik "Praecepta logicalia" (1628) erhielt. Die Beziehungen zu Peter Crüger (1580-1639) und Johann Georg Moeresius (1598-1657) legen nahe, dass Plavius aber auch zeitweise an Danziger Schulen tätig war.
Über das Privatleben des Plavius wissen wir nicht viel. Er scheint in persönlichen Kontakt zu Susanne Nuber, der Tochter eines Danziger Pfarrers getreten zu sein. Ihr sind in den Treugedichten mehrere Bindebriefchen gewidmet. In diesen Zusammenhang dürften auch Plavius' Versuche einzuordnen sein, mit Moeresius persönliche Kontakte zu knüpfen. Moeresius war der Schwager von Susanne Nuber, und Plavius widmet auch ihm einige Gedichte. In beiden Fällen scheint sich Plavius nicht ohne Erfolg bemüht zu haben. Seine "Braut" Susanne übersendet ihm wenigstens einen Kranz, Johann Georg Moeresius widmet Plavius ein Anagramm im Anhang von dessen Institutio poetica6:
De Compendio Poetico M. Joh. Plavii.
Joannes Plavius Nehusa-Thuringius,
Anagramma
En is lauru, unà usu insignis Poêta.
Quos
Natura suis stimulis agit ignea pullos.
Flacci, Poësin ut colant;
His,
ne fortè moræ pariant fastidia, PLAVI,
Artis brevem monstras viam.
Nempe,
Poëta usu, lauruque insignis, id esse
Alios cupis, quod ipsus es.
J. G. M.
Persönlich in Kontakt stand Plavius wohl auch mit dem reich begüterten Bierbrauer Abraham Höwelcke (1576-1649). Durch ihn gelangte Michael Albinus zu Plavius7. Als Mäzen scheint Höwelcke gegenüber Plavius jedoch nicht in Erscheinung getreten zu sein. Sofern man "Johannes Höffelius", der im Widmungstitel der Praecepta logicalia aufgeführt wird, mit Höwelckes berühmtem Sohn Johannes Hevelius gleichsetzt, scheint aber eine tiefergehende Beziehung bestanden zu haben. Mit Johannes Mochinger und Peter Crüger unterhielt Plavius Kontakte zum Danziger Gymnasium Akademikum. Beide waren für die Dichtung des Plavius von Bedeutung. Crüger widmet dem Plavius ein äusserst schmeichelhaftes lateinisches Gedicht für seine Praecepta logicalia.
In die Jahre 1628-1630 fallen die meisten großen Werke des Dichters: 1628 erschien beim Danziger Verleger Andreas Hünefeld die eben genannte Praecepta Logicalia, eine recht umfangreiche Einführung in die Logik. Dieser ließ Plavius 1629 die Institutio Poetica folgen, eine knappe, aber einprägsame lateinische Poetik. Gedruckt wurde sie beim Danziger Gymnasialdrucker Georg Rhete. Rhete druckte 1630 auch die Trauer- und Treugedichte Des Plavius. Sie enthalten überarbeitete Fassungen seiner Kasualdrucke und einen Zyklus von 100 Sonetten.
Mit dem Druck seines einzigen großen Gedichtbandes endet auch die bezeugte Existenz des Plavius8. Es finden sich in Danzig weder Sterbedaten, weder Epithalamien noch Epitaphe seiner Kollegen Auch fehlen sonstige Zeugnisse seines Verbleibs. Über eine Hochzeit von Plavius mit seiner Braut - sofern sie 1630 nicht schon stattgefunden hatte9 - ist genausowenig bekannt, wie über den weiteren Verlauf seines Lebens10. Gelegenheitsdichtung in Danzig >>
1Plavius nennt sich in einigen seiner Werke (z. B. im Epithalamium für Augustin Clüppel von 1627) "M. Johannes Plavius Nehusâ Thüringus".
2Die Begründungen fallen allerdings alle recht spekulativ aus. Sein Alter versuchte man bisweilen aus den wenigen Anredeformeln abzuleiten, die man ihn betreffend fand (Redefloskeln sagen aber wohl mehr über den sozialen Status als über das Alter aus. So redet Plavius seine Schüler bisweilen sehr unterwürfig an, obwohl sie sicherlich deutlich jünger als er waren.
3So beispielsweise Max Rubensohn in seinem Aufsatz "Der junge Opitz" (Euphorien VI, 1899, S. 239), vgl. dazu Manheimer, 1904, S. 129, Anm. 2 und Sartor S. 8.
4Vgl. Stekelenburg, S.54.
5Vgl. ebd., S.50.
6Neben Moeresius enthält Plavius' Poetik auch noch ein Widmungsgedicht des Jonas von Wallen, welcher zu jener Zeit Direktor der Danziger Petrischule war. Da auch Moeresius an dieser Schule wirkte, darf man eine Verbindung zu dieser Schule annehmen.
7Vgl. Stekelenburg, S. 49.
8Raschke erwähnt für das Jahr 1630 noch zwei weitere Veröffentlichungen, die sich in einem handschriftlichen Verzeichnis des Danziger Staatsarchivs, befinden sollen: "I. Betrachtung von der Liebe Gottes", "II. Christi Lebens und Todesbetrachtung" (vgl. Raschke, S. 13)
9Vgl. dazu Treugedichte, S. 100, "Vber ein hochzeit geschenke".
10Zwar spricht Stekelenburg, S. 54 noch von einer Hochzeit des Plavius im Jahre 1637, gibt jedoch keine weiteren Angaben dazu. Eine solche steht auch im widerspruch zu seiner eigenen Aussage auf der gleichen Seite, dass ab 1630 jegliche Informationen über den weiteren Verbleib des Dichters fehlen. Vgl. dazu auch Sartor, S. 27.